Was genau ist ADS? - Erklärung einer Betroffenen

ADS - kurz für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom - ist eine Krankheit, die in den letzten Jahren immer mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen hat.
Ob in Talkshows, in Dokumentationen oder sogar in ganzen Fernsehfilmen, in denen es um ADS geht-kaum jemand hat nicht schonmal von ADS gehört.


Jedoch können viele nicht wirklich viel mit ADS anfangen oder wissen worum es sich genau handelt. Da es viele falsche Behauptungen und falsches Wissen über diese Krankheit gibt, ist das auch nicht verwunderlich.
Da sich mein Blog viel mit ADS beschäftigen wird, möchte ich den 1. Blogpost dazu nutzen, ADS möglichst einfach und anschaulich erklären und so hoffentlich einige Vorurteile und falsches Halbwissen aus der Welt zu räumen.


Was genau ist ADS?

ADS ist die Abkürzung für das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. ADS ist eine psychische Störung, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten kann. Man unterscheidet 2 Untertypen der Erkrankung, ADS ist eine davon.
ADS zeigt sich am stärksten in 2 Symptomen, den so genannten Kernsymptomen:

  • Aufmerksamkeitsstörungen 
  •  Impulsivität 
ADS geht auch noch mit mehreren Nebensymptomen einher. Diese treten nicht bei allen, aber (zumindest teilweise) bei den meisten Menschen mit ADS auf. Sie sind oft eine Folge anderer Symptome oder verstärken diese.
Zu den Nebensymptomen gehören unter anderem Reizüberflutung oder Desorganisation, dazu aber gleich noch mehr.

Neben ADS liest und hört man auch noch oft von ADHS. Oft findet man auch nur die Abkürzung ADHS oder man findet die Schreibweise AD(H)S. 

ADHS steht für das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, und bezeichnet neben ADS die 2. Ausprägung dieser Störung.
Während sich ADS vorrangig in 2 Kernsymptomen (Aufmerksamkeitsstörungen, Impulsivität) zeigt, kommt bei ADHS noch ein 3. Kernsymptom, die Hyperaktivität, dazu. Das ist wohl eines der Dinge, das die meisten mit ADHS verbinden- den Klassenclown, der nicht stillsitzen kann, den klassischen Zappelphillip also.


Im Gegensatz dazu gelten Menschen mit ADS, also ohne Hyperaktivität, oft als verträumt, in sich gekeehrt und in den eigenen Gedanken versunken.
Bis auf das Kernsymptom, dass bei ADHS hinzukommt, unterscheiden sich die Ausprägungen allerdings nicht stark voneinander.
Trotzdem nochmal der Hinweis: Ich habe ADS und alle meine Erfahrungen beziehen sich auf ADS.

Symptome und Ursachen

In den letzten Jahren ist die Behauptung, dass die Krankheit ADS nicht existiert, immer wieder aufgekommen. Es wird gesagt, dass die Pharmaindustrie ADS erfunden hat oder dass jeder ja ein bisschen ADS hätte.

Dies lässt sich aber wiederlegen, da es nachgewiesene körperliche Ursachen gibt, die ADS auslösen. Menschen mit ADS weisen neurochemische und neurobiologische Besonderheiten auf.
Dies zeigt sich gut auf diesem Bild, bei dem links das Gehirn eines Menschen ohne ADS und rechts das Gehirn eines Menschen mit ADS zu sehen ist.




Vor allem die beiden Botenstoffen Noadrenalin und Dopamin spielen bei ADS eine große Rolle. 
Noradrenalin und Dopamin stehen an den Stellen, an denen sie benötigt werden, nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Dadurch wird die Übertragung von Signalen gestört und die Aufmerksamkeit sowie die Motivation ist beeinträchtigt

Dadurch fällt es Menschen mit ADS schwer, sich lange auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder überhaupt die nötige Konzentration und Aufmerksamkeit aufzubringen. 
Ein häufiges Nebensymptom, die sogenannte Reizüberflutung, verstärkt die Konzentrationsprobleme oft noch und sorgt für Ablenkung. 

Normalerweise werden die Reize, die im Gehirn eingehen, vom Frontallappen gefiltert. Wenn man zum Beispiel gerade ein Buch liest, filtert der Frontallappen alle Reize, die nicht wichtig sind, aus. So nehmen Menschen ohne ADS das Vogelzwitschern vor dem Fenster oder das Gespräch auf dem Gang nicht oder nur gedämpft war.
Bei Menschen mit ADS funktioniert dass nicht ganz so, und der Frontallappen lässt viel mehr Reize durch. So können Menschen mit ADS Umgebungsgeräusche wie Gespräche sehr schlecht ausblenden und es fällt ihnen noch schwerer die nötige Konzentration aufzubringen.




Ein weiteres Kernsymptom, die Impulsivität, zeigt sich im Alltag oft durch das Handeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, Ungeduld, beenden der Sätze der anderen und häufiges dazwischenreden.
Menschen mit ADS werden häufig von Gefühlen geleitet, sie handeln risikofreudig und denken ihre Pläne nicht komplett durch. 

Die Impulsivität geht oft Hand in Hand mit der Desorganisation, die als häufiges Nebensymptom auftritt. So werden viele Aufgaben impulsiv begonnen und nicht beendet. Außerdem werden Termine und Verabredungen nicht eingehalten und es fällt Menschen mit ADS schwer, Ordnung und Struktur in ihrem Leben zu halten. 





ADS - nur negative Seiten?

Da es Erwachsenen mit ADS häufig schwer fällt, das richtige Maß zu finden, ist die wahrscheinlichkeit auch höher, an Suchterkrankungen wie Internetsucht oder Spielsucht zu erkranken.
Außerdem leiden Menschen mit ADS oft unter Depressionen oder Schlafstörungen, Probleme, die ich auch schon an mir selbst beobachten konnte. 

Allerdings gibt es Hilfe - auch wenn ADS nicht heilbar ist, können durch Therapie und Medikamente die Symptome gelindert werden und ein normaler Alltag gelebt werden. Über beides kann ich bei Interesse einen eigenen Blogpost schreiben.

Außerdem sind bei ADS auch häufig Eigenschaften zu beobachten, die positiv sein können.
So sind viele Menschen mit ADS besonders kreativ, durch ihre hohe Impulsivität sind sie häufig offen für Dinge und Projekte, die andere nicht in Betracht ziehen.

Außerdem berichten viele Menschen mit ADS, dass Sie bei Aufgaben, die ihnen Spaß machen, einen flow-ähnlichen Zustand erreichen können der als "Hyperfokus" bezeichnet wird. Dabei sind sie deutlich leistungsfähiger als sonst, sie können sich dauerhaft auf eine Aufgabe konzentrieren und Dinge wie Hunger und Durst treten in den Vordergrund.
Dieser Zustand kann allerdings nicht bewusst herbeigeführt werden. Obwohl der Hyperfokus noch nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, erleben ihn viele Menschen mit ADS, so auch ich, als posive Nebenwirkung. 

Ob man ADS nun als negative Erkrankung ansieht oder als ein Teil von sich, der nun mal zu einem gehört, hängt wohl auch davon ab, wie man damit umgeht, wie stark die Symptome den Alltag beeinflussen und ob das Umfeld die Krankheit anerkennt und aktzeptiert.

Ich denke, Aufklärung über die Krankheit und deren Symptome ist wichtig, denn dass mein Umfeld meine Symptome kennt und aktzeptiert hilft mir sehr, meinen Alltag mit ADS zu gestalten und nicht ADS meinen Alltag gestalten zu lassen.

Ich hoffe, dass einige nun ein besseres Verständnis für ADS haben und eventuell verständnisvoller auf Betroffene zugehen. Falls ihr noch Fragen habt, stellt sie mir gerne und ich werde versuchen darauf einzugehen.

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